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Das Internationale Presse Institut (IPI) ehrte heute den angolanischen Antikorruptionsjournalisten Rafael Marques und die bahnbrechende philippinische Nachrichtenwebsite Rappler bei einer feierlichen Zeremonie im Rahmen des IPI Weltkongresses 2018 in Abuja, Nigeria.

Marques wurde letzten Monat zum 70. IPI World Press Freedom Hero ernannt. Im Laufe seiner Karriere musste er über Jahrzehnte hinweg Schikane und Verfolgung ertragen, um über Korruption und Menschenrechtsverletzungen in Angola berichten zu können. Aufgrund eines andauernden Rechtsverfahrens gegen ihn, war es ihm nicht möglich den Preis persönlich entgegennehmen. Zugrunde liegt dem Rechtsverfahren die Anschuldigung, Marques habe den früheren Generalstaatsanwalt von Angola beleidigt. Dies wiederum beruht auf einem Artikel von Marques, in dem dubiose Immobilientransaktionen offengelegt wurden.

In einer Videobotschaft bezog Marques vor dem globalen Publikum aus 250 führenden RedakteurInnen und JournalistInnen Stellung, und nannte den Preis einen „Hoffnungsschimmer, den viele Angolaner als eigenen Triumph über die tief verwurzelte Macht der im Lande ansässigen Ausbeuter feierten.“

„Die Ausbeutung des Landes, Menschenrechtsverletzungen und die politische Missachtung der leidenden Bevölkerung sind die großen Übel der angolanischen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der die Mächtigen all das rauben und zerstören, was eigentlich allen gehört“, merkte er an.

Dann fügte er hinzu: „Dieser Preis ist nicht für mich. Viel mehr zeigt er die Hoffnung vieler Angolaner, die Hoffnung auf Veränderung. Eine Veränderung, die nicht einfach mit politischen Entscheidungen einhergeht, sondern viel mehr durch ein steigendes Bewusstsein in der Bevölkerung, sowie Zusammenhalt der Zivilgesellschaft.“

In den letzten Jahrzehnten hatte sich eine kleine Führungselite ständig an den großen Öl- und Mineralienvorkommen bereichert, während Millionen Angolaner weiterhin in Armut leben. Das andauernde Gerichtsverfahren gegen Marques hatte die Hoffnungen gedämpft, dass Angola nach Ende der 38-jährigen Diktatur von José Eduardo dos Santos letztes Jahr einen schnellen demokratischen Wandel absolvieren würde. Das Urteil im Verfahren gegen Marques wird am 6. Juli erwartet und könnte den Journalisten für bis zu vier Jahre ins Gefängnis bringen.

Die im Januar 2012 gegründete philippinische Nachrichtenseite Rappler ist außerdem der diesjährige Preisträger des Free Media Pioneer Award. Rappler erhielt den Preis als Anerkennung für die innovativen Ansätze zu Journalismus und Publikumseinbindung, welche von der Seite verfolgt werden. Zudem soll der Preis die Entschlossenheit ehren, mit der Rappler, trotz aggressiver Angriffe auf ihre Geschäftstätigkeiten, die Behörden zur Verantwortung zieht.

Rappler, die bereits vor einiger Zeit durch innovative Ansätze wie Crowdsourcing, Bürgerjournalismus und Aktivität in den sozialen Medien auf sich aufmerksam machten, sind längst zu einem der beliebtesten und effektivsten Portale für Enthüllungsjournalismus aufgestiegen und liefern kritische Berichterstattung zur Regierung von Präsidenten Rodrigo Duterte, welcher derzeit einen brutalen Krieg gegen Drogenkonsumenten führt und die Rechtsstaatlichkeit des Landes untergraben hat.

Glenda Gloria, die Redaktionsleiterin und Mitgründerin von Rappler, nahm den Preis nach einer kurzen Vorstellung von IPI Vorstandsmitglied Kaius Niemi persönlich entgegen.

„Dieser Preis ist nicht nur für Rappler“, sagte Gloria. „Er ist für alle, die Journalismus betreiben, obwohl sie schikaniert und eingesperrt werden oder ihre Arbeit von Algorithmen manipuliert wird.“

In ihrer Dankesrede verurteile Gloria die Versuche des Regime Duterte, eine „Atmosphäre der Angst“ zu schaffen und bestätigte den Einsatz von Rappler für innovative, durch soziale Netzwerke gestützte Ansätze für unabhängigen Journalismus, welche Rappler seit der Gründung verfolgt.

„Sechs Jahre später wurden die sozialen Medien und Netzwerke mit Dutertes Armeen aus Trolls zu einer Waffe gegen uns gemacht“, gab sie zu. „Trotzdem wäre unser Wachstum nicht möglich gewesen ohne diesen Raum, den wir genutzt haben. Die sozialen Medien haben uns Raum gegeben, um uns besser und näher mit dem Publikum zu vernetzen und uns zu besseren Berichterstattern gemacht.“

Der IPI World Press Freedom Hero Award ehrt JournalistInnen, die wichtige Beiträge geleistet haben um die Pressefreiheit zu schützen, insbesondere im Angesicht von großer persönlicher Gefahr.

Der Free Media Pioneer Award wird seit 1996 von IPI verliehen, um innovative Ansätze auszuzeichnen, welche von Nachrichten- oder Medienunternehmen verfolgt werden, um einen besseren Zugang oder eine höhere Qualität für Nachrichtenbeiträge zu sichern, oder in einer anderen Weise JournalistInnen oder der Mediengemeinschaft geholfen haben um freiere und unabhängigere Medien in ihrem Land oder ihrer Region zu etablieren.

Die letzten vier Jahre wurden die Preise in Kooperation mit dem International Media Support (IMS) aus Kopenhagen verliehen.

Aus dem Englischen übersetzt von Benedikt Stuck.
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